Eine inspirierende und wahre Geschichte.

© Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH

Pionier der Luftfahrt & Ursprung zahlreicher Gründungen

 

Wir schreiben das Jahr 1898. Zu diesem Zeitpunkt, bereits 60 Jahre alt (!)  – heute würde man neu-deutsch sagen als „Silver Ager“, damals allerdings hatte er laut Lebenserwartungsstatistik nur mehr sechs Jahre zu leben – startete Ferdinand Graf von Zeppelin seine zweite Karriere. Die, die ihn über alle Grenzen hinweg und bis heute zum visionären Vorbild und Pionier der Luftschifffahrt machen sollte.

 

In seiner ersten Laufbahn als Militär hatte er selbst mehrfach Montgolfieren, bestiegen, die zur Kriegsbeobachtung im Einsatz waren. Und dabei festgestellt: „Lenken müsste man sie können!“ Eine Idee, die ihn nicht mehr loslassen sollte. Und so erwarb er am 3. August 1898, das Reichspatent für einen „lenkbaren Luftfahrzug mit mehreren hintereinander angeordneten Tragkörpern“.

 

Wir alle, ob jung, oder alt, ob luftschiffbegeistert, oder nicht, wissen was ein Zeppelin ist und dass es einen Namensgeber dazu gab. Wir verbinden damit Schlagworte wie visionäre Kraft, Pioniergeist, Faszination ...und so wie wir, tun das – heute noch – Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Allein diese Tatsache lässt erkennen, warum Graf Zeppelin in einem Atemzug genannt wird mit Pionieren wie Carl Benz und Gottlieb Daimler, Otto Lilienthal oder Werner von Siemens. Sie alle, und viele mehr, waren der Ursprung wegweisender Innovationen und sind heute große Vorbilder.

 

Damals war das nicht so. Denn die meisten von ihnen wurden wegen ihrer Ideen verspottet ...

Lord Kelvin, Physiker und Präsident der schon seinerzeit sehr renommierten Royal Society stellte 1895 fest: „Schwerer als Luft? Solche Flugmaschinen sind unmöglich!“ „Der Narr vom Bodensee“, so nannte der Volksmund wiederum Graf Zeppelin zu Lebzeiten. Und Kaiser Wilhelm II. sagte gar, er sei „der dümmste aller Süddeutschen.“ Der Kaiser behauptete allerdings auch: „Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“

 

Die Geschichte, aber auch die Gegenwart sind gepflastert mit Fehleinschätzungen dieser Art. Die Geschichte der Visionäre ist aber auch – zeitgleich zu Spott und Unglaube – gepflastert mit teilweise enormen Hindernissen, die jeder einzelne nehmen musste.

 

So stand auch Graf Zeppelins Unternehmung infolge von Bruchlandungen und anderen Katastrophen mehrfach vor dem Aus. Doch Unglaube, Spott und selbst das Scheitern gehören zum Erfolg, sind wohl auch ein Stück weit der Nährboden von Visionen.

 

Zurück in die Vergangenheit ... Es sind zehn Jahre vergangen. Wir schreiben den 4. August des Jahres 1908. Mit der Aussicht, nach einer erfolgreichen 24-Stundenfahrt einen Auftrag des Militärs zu bekommen, erhebt sich das Zeppelin Luftschiff LZ 4 frühmorgens über Friedrichshafen. Nach einer ersten Notlandung am Rhein wegen Motorschadens, startet der Graf um 22.00 Uhr wieder durch. Keine zwei Stunden später erneut ein Motorschaden. Landung in Echterdingen bei Stuttgart. Ein aufkommender Sturm reißt das Luftschiff aus seiner Verankerung. Es fängt Feuer. Was bleibt sind rauchende Trümmer einer Vision und ein finanziell restlos ausgebrannter Graf Zeppelin.

 

Aber ... ein luftschiffbegeisterter Zeuge der Echterdinger Katastrophe ruft spontan eine Spendenaktion ins Leben, die in nur wenigen Wochen, deutschlandweit über 6 Mio. Mark (das wären heute 34 Mio. EUR) einbrachte. Beispiellos – und das ohne Internet und Smartphones! Dank abertausender Menschen, die an Graf Zeppelins Vision glaubten, stand damit erstmals seine Unternehmung auf sicheren Beinen. Der Graf selbst bezeichnete später den 5. August 1908 als "die Geburtsstunde der nationalen Luftschifffahrt in Deutschland.“

Und es war die Geburtsstunde von noch viel mehr! Wussten Sie zum Beispiel, dass Graf Zeppelin Karl Maybach und Claude Dornier als Mitarbeiter an seine Seite holte, um die Motoren für die Luftschiffe zu bauen und diese zu konstruieren? Dass der Graf diesen Männern auch Raum für ihre eigenen Visionen ließ, aus denen andere Unternehmungen entstanden? Und auch den Zeppelin Konzern gibt es heute noch. Zusammen mit der ZF Friedrichshafen AG – die auch von einem Mitarbeiter Graf Zeppelins gegründet wurde, um die Zahnräder für die Luftschiffe zu bauen – befinden sich beide Unternehmen heute noch mehrheitlich im Besitz der Zeppelin-Stiftung, die Graf Zeppelin 1908 als Dank für die Volksspende gründete und in die er seine neu geborene Unternehmung einbrachte. Heute, so auch Vermächtnis des Grafen, fließen die Erträge dieser zwei Unternehmungen in die Zeppelin-Stiftung und diese wiederum fördert gemeinnützige Projekte.

 

Die wahre Hochzeit der Zeppelin Luftschiffe in den 1920er Jahren erlebte der alte Graf nicht mehr. Er verstarb 1917. Aber er – und so viele andere Pioniere – waren es, die mit ihren Visionen und eisernem Willen die Samen legten für unseren heutigen Fortschritt. Und – auch das haben sie gemeinsam – sie alle ließen sich nicht von ihren Ideen abbringen. So wundert es nicht, dass Graf Zeppelins bekanntestes Zitat lautet:

„Man muss nur wollen und daran glauben, dann wird es gelingen.“

 

Bill Gates, unbestrittener Visionär unserer Zeit, hat kürzlich mal gesagt, er sei nichts weiter als ein „ungeduldiger Optimist“. Nicht jeder „ungeduldige Optimist“ in uns entpuppt sich als Visionär. Das muss ja auch nicht sein. Aber in jedem von uns steckt die Offenheit, Visionen anderer eine Chance zu geben – und wenn es nur ist, dass wir ein zweites Mal hinschauen oder hinhören.

 

Allein dieser kurze Einblick in die Geschichte Graf Zeppelins  – stellvertretend für so viele Schicksale anderer Pioniere, gibt ganz sicher die Antwort auf die Frage: Brauchen wir Visionen und Visionäre?Ja! Wir brauchen sie! Und zwar überall! In Schulen und Universitäten, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft.

 

Denn – wie schon damals – brauchen wir auch heute Verrückte, anders Denkende, anders Sehende, anders Handelnde. Solche, die sich weder von Widrigkeiten und Unwettern, noch davon einschüchtern lassen, wenn es mal heißt: „Sie haben eine Vision? Dann gehen Sie zum Arzt!“

 

Spätestens die uns nachfolgenden Generationen werden den wahren Wert dieser Visionäre unserer Zeit erkennen! Davon bin ich überzeugt.

 

Textquelle: Auszug des Grußwortes von Arantxa Dörrié, Neue Perspektiven Projekt GmbH, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung von Martin Paulus "Silber am Himmel" im Neuen Stadtmuseum Landsberg", am 25.11.2013

 

 

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